Medikamentation
Alemtuzumab (Lemtrada®) wird bei Erwachsenen mit hochaktiver schubförmig remittierender Multipler Sklerose über einen Zeitraum von zwei Jahren in zwei Behandlungszyklen als intravenöse Infusion verabreicht. Die Behandlung beginnt mit je einer Infusion mit 12 mg Alemtuzumab an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Nach 12 Monaten erhalten die PatientInnen an drei aufeinanderfolgenden Tagen je eine Infusion mit 12 mg Alemtuzumab.
Wegen des Risikos schwerer Nebenwirkungen während oder nach einer Infusion sollte Lemtrada® ausschließlich in einem Krankenhaus mit der Möglichkeit der Überwachung und intensivmedizinischer Behandlung verabreicht werden.
Zur Risikominimierung müssen vor Behandlungsbeginn mögliche Risikofaktoren durch gründliche Untersuchungen der Patienten so weit wie möglich ausgeschlossen werden. Während und bis circa 2 Stunden nach der Infusion müssen Herzfrequenz, Blutdruck und der allgemeine klinische Zustand der Patienten kontinuierlich überwacht werden. Treten während der Infusion Symptome auf, die die Entwicklung schwerer Nebenwirkungen wie Schlaganfall, Myokardischämie oder Lungenblutungen vermuten lassen, muss die Behandlung abgebrochen werden.
Ein Drittel der PatientInnen erhält nach neuer Krankheitsaktivität innerhalb von fünf Jahren eine dritte Behandlung und 10 % der Behandelten benötigen eine vierte Behandlungsphase mit drei Infusionen an drei aufeinander folgenden Tagen.
Wirksamkeit
Alemtuzumab (Lemtrada®) wird als Eskalationstherapie bei Erwachsenen mit hochaktiver schubförmig remittierender Multipler Sklerose eingesetzt, es soll die Anzahl der Schübe deutlich verringern und das Fortschreiten der Behinderungen stark verzögern. Alemtuzumab wird auch verabreicht, wenn trotz angemessener Behandlung mit anderen Medikamenten die Krankheit rasch fortschreitet.
Alemtuzumab beeinflusst das Immunsystem. Der gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper bindet sich im Blut und in Immunorganen an bestimmte weiße Blutkörperchen, wodurch sich diese zerstören. So entfernt der Wirkstoff einen Teil der weißen Blutkörperchen, damit diese die Nervenzellen im Gehirn nicht mehr angreifen können. Der Effekt auf das Immunsystem hält lange an, Alemtuzumab ist aber trotzdem 30 bis 45 Tage nach einer Infusion kaum oder nicht mehr im Blut nachweisbar.
Aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen wird Alemtuzumab nur in ausgewählten Fällen eingesetzt. Überwachung und Kontrolle der Patienten sollten für mindestens 48 Monate nach der letzten Infusion durchgeführt werden.
Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
Wegen der Unterdrückung des Immunsystems ist eine Therapie mit Lemtrada bei schweren aktiven Infektionen oder einer anderen bestehenden Autoimmunerkrankung sowie weiteren Erkrankungen kontraindiziert, ebenso bei unkontrollierter Hypertonie, vorhergegangenem Schlaganfall, Angina Pectoris, Myokardinfarkt oder Dissektionen zervikozephaler Arterien.
Infusionsreaktionen wie Fieber oder Ausschlag sind möglich. Vor allem in den ersten Monaten nach einer Behandlungsphase besteht eine erhöhte Infektanfälligkeit für zum Beispiel Herpes und andere Virenerkrankungen.
Zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen gehören lang anhaltende Blutbildveränderungen, vermehrt auftretende Schilddrüsen- und Nierenerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen wie Herzinfarkt, Lungenblutung und Schlaganfall. Daher muss die Behandlung von erfahrenen Ärzten in einer entsprechenden Klinik durchgeführt werden, um schwere Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen und zu beherrschen.
Auch auf Anzeichen für schwere immunvermittelte Nebenwirkungen wie eine autoimmun bedingte Leberentzündung oder einen schweren Mangel an Neutrophilen Granulozyten muss geachtet werden. Symptome wie Gelbfärbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, Neigung zu Blutungen und Blutergüssen, Fieber, geschwollenen Lymphknoten und Hautausschlag müssen dem behandelnden Arzt sofort mitgeteilt werden.
Es besteht das Risiko, eine weitere Autoimmunkrankheit zu entwickeln. Autoimmunerkrankungen treten innerhalb von Monaten bis Jahren nach Beginn der Lemtrada®-Behandlung auf. Klinische Untersuchungen und Laboruntersuchungen sollten regelmäßig auch noch 48 Monate nach Ende der Behandlung durchgeführt werden.
Gesundheitliche Hinweise
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