Zahlreiche Erfahrungsberichte von Multiple Sklerose-Erkrankten, ärztliche Beobachtung und diverse Studien zeigen, dass die Auswahl der "richtigen" Lebensmittel einen Einfluss auf die Multiple Sklerose hat. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung kann zu deutlichen Verbesserungen führen. Sie kann Schübe reduzieren und die typischen Symptome lindern. Dabei ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und für sich selbst zu entscheiden, was gut tut und was nicht.
Auch das MS begünstigende Übergewicht wird mit einer gesunden Ernährung reduziert. Dabei ist es wichtig, die Freude am Essen nicht zu verlieren, sondern Geschmack eventuell neu zu entdecken und mit Genuss zu essen, anstatt gedankenlos irgendetwas zu sich zu nehmen, weil es gerade da ist oder man sich langweilt. Dies gilt für alle Menschen und nicht erst seitdem Max Bircher-Benner Mitte des letzten Jahrhunderts den Begriff Vollwertkost schuf.
Es gibt Lebensmittel wie Zucker, Salz und Fleischprodukte, die Entzündungen verstärken können und andere, wie Nüsse und die meisten Obst- und Gemüsesorten, die das nicht tun. Viele Gewürzkräuter haben sogar einen entzündungshemmenden Effekt. Eine Reduktion der Entzündungen bewirkt eine Reduktion der Beschwerden. Eine gesunde Ernährung beeinflusst auch die Darmflora, diese wiederum die Darmgesundheit und dadurch das Immunsystem. Entzündungsprozesse im Darm werden unter anderem durch Transfette begünstigt. Transfette befinden sich vor allem in süßen Backwaren, in Frittiertem und in vielen industriell hergestellten Fertigprodukten.
Gesunde Fette hingegen sind Bestandteile der Myelinschicht und können daher bei der Regeneration von MS-Schüben helfen. Gesunde Fette sind einfach ungesättigte Fettsäuren wie in kaltgepresstem Olivenöl, Rapsöl, Avocados und Nüssen, sowie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die in Saaten, Nüssen und in Meeresfisch vorkommen.
Zu den entzündungsfördernden Stoffen gehört die Arachidonsäure, die in Fleisch enthalten ist. Auf dieser Erkenntnis beruhen die vegetarischen Frischkostdiäten, die auch bei anderen entzündlichen Krankheiten wie Rheuma oder Gicht erfolgreich eingesetzt werden. Frischkost beinhaltet weder industriell hergestellte und haltbar gemachte Lebensmittel noch Zucker und kaum Fleisch oder Alkohol.
Nahrungsergänzungsmittel mit hoch dosierten Vitaminen und Spurenelementen werden gegebenenfall empfohlen. Besonders Vitamin E, Chrom, Selen, Vitamin B, Coenzym Q10 und Vitamin D stehen auf der Liste. Heute gilt als ziemlich sicher, dass ein Vitamin D-Mangel die Entwicklung einer MS begünstigt. Entzündungen im Körper verbrauchen vermehrt Antioxidantien, eine vermehrte Aufnahme antioxidativer Lebensmittel ist also ebenfalls angeraten.
Insulin fördert die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe, weshalb Blutzuckerschwankungen durch zucker- und weißmehlreiche Lebensmittel unbedingt vermieden werden sollten. Sie führen zu besonders starken sogenannten postprandialen (nach dem Essen auftretenden) Entzündungen.
Bei der ketogene Diät, bei der kaum Kohlenhydrate, dafür aber viele Proteine aus pflanzlichen Quellen aufgenommen werden, bleibt der Insulinspiegel im Blut konstant niedrig. Diese Ernährungsweise verbesserte nachweislich die Lebensqualität der MS-Patienten in kontrollierten Studien.
Eine glutenfreie Ernährung kann bei Multipler Sklerose ebenfalls helfen. Die genetische Veranlagung für MS (oder andere Autoimmunerkrankungen) liegt oft gemeinsam mit einer genetischen Veranlagung für eine Glutenunverträglichkeit vor. MS-Patienten mit Antikörpern gegen Gluten im Blut profitieren unbedingt von einer glutenfreien Ernährung.
Da die Multiple Sklerose sich bei jeder Person anders äußert, muss jeder selber für sich ausprobieren, was er oder sie verträgt und was nicht. Vor allem Milchprodukte und Fleisch gehören zu den Lebensmitteln, auf die sehr unterschiedliche Reaktionen möglich sind. Besonders erwähnenswert sind die Diäten von Joseph Evers (1894 - 1975) und die relativ neue Steinzeit- oder Paläo-Diät von Terry Wahls, die speziell für MS-Erkrankte entwickelt wurden.
Obwohl es zu den meisten Ernährungsstilen keine gesicherten Untersuchungen gibt und die Veröffentlichungen teils widersprüchliche Informationen liefern, sollten MS-Betroffene die nebenwirkungsfreie Methode einer geeigneten Ernährungstherapie nicht außer Acht lassen. Auch wenn es vielleicht nicht ganz einfach ist, den gewohnten Lebensstil aufzugeben, lohnt es die Mühe, sich einmal gründlich damit auseinanderzusetzen, was der Körper braucht oder nicht braucht und über eine Ernährungsumstellung nachzudenken. Gesunde Ernährung kann nie schaden.
Gesundheitliche Hinweise
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