Das kamillenähnliche Mutterkraut (Tanacetum parthenium), auch Zierkamille, Wucherblume oder Frauenminze genannt, ist seit der Antike als Zier- und Heilpflanze bekannt. Im Mittelalter gelangte die Pflanze nach Europa und wurde als Heilkraut bei vielen Frauenbeschwerden verwendet, vor allem während und nach der Geburt. Daher der Name "Mutterkraut". Auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM) verwendet das Mutterkraut. Nachdem die Heilwirkung der Pflanze fast in Vergessenheit geriet, findet sie in der modernen Forschung wieder Beachtung.
Mutterkraut gehört zu den Korbblütlern, ist ungiftig und wächst fast überall, wo ausreichend Nährstoffe und Feuchtigkeit vorhanden sind. Es wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd, krampflösend, fiebersenkend (Fieberkraut), verdauungsfördernd und abführend. Dadurch hilft es bei Migräne, Kopfschmerzen, rheumatischen und arthritischen Beschwerden, aber auch bei Hautausschlägen.
Wegen der krampflösenden und schmerzstillenden Wirkung wird Mutterkraut gern bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt und hilft auch bei Wechseljahresbeschwerden. Zur Behandlung von Allergien wird es ebenfalls benutzt, weil die darin enthaltenen Sesquiterpene eine histaminbedingte Erweiterung der Blutgefäße hemmen. Die Liste der Indikationen ist lang und reicht von Appetitlosigkeit über Depressionen, Gicht, Insektenstiche und Stress bis zu Würmern. Als Gewürzpflanze hingegen findet Mutterkraut keine Anwendung, da die gesamte Pflanze sehr bitter und scharf schmeckt.
Der wichtigste Inhaltsstoff für die schmerzlindernde, entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung von Mutterkraut ist Parthenolid, ein Sesquiterpenlacton. Außerdem enthält die Pflanze weitere bittere Sesquiterpenlactone, die eine überschießende Serotoninfreisetzung hemmen, ätherische Öle, vor allem Kampfer und Chrysanthenylacetat, sowie Flavonoide, die als Radikalfänger (Antioxidantien) den Körper vor freien Radikalen schützen, die für die Entstehung von Krebs sowie allgemein für die Zellalterung verantwortlich gehalten werden.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Heilwirkung der Pflanze wissenschaftlich untersucht. Schulmedizinisch anerkannt ist Mutterkraut als Migräneprophylaxe. Besonderes Interesse hat das Parthenolid geweckt, ein Pflanzenstoff, der bei Leukämie nachweislich den Zelltod von Leukämiezellen auslöst. In einigen Ländern wird der Stoff als potenzielles Medikament bei akuter myeloischer Leukämie (AML) in Betracht gezogen. Es ist auch für die Krebstherapie interessant und als begleitende Therapie vieler anderer Beschwerden.
Für Multiple Sklerose-Erkrankte ist sicher besonders interessant, dass Parthenolid das Wachstum der Nervenzellen zu beschleunigen scheint und so zur Regeneration zerstörter Nevenfasern beitragen kann. Möglicherweise können Mutterkrautextrakte helfen, verletzte Sehnerven, Rückenmarksverbindungen oder andere Nervenschäden erfolgreich zu behandeln.
Das zur Blütezeit gesammelte Kraut mit Stängeln, Blättern und Blüten wird als Tee oder in Form von standardisierten Fertigpräparaten wie Mutterkraut-Kapseln, -Tabletten, -Tinkturen und -Salben genutzt. Der Wirkstoffgehalt ist normalerweise in Fertigpräparaten höher als in Tee. Zur Migräneprophylaxe können auch einfach frische Blätter gekaut werden.
Wer allergisch auf Korbblütler reagiert, sollte Mutterkraut nicht einnehmen, Es kann unerwünschte Auswirkungen im Mundbereich verursachen und vor allem neue Züchtungen der Zierform können Kontaktdermatitis auslösen, man sollte also schon beim Sammeln des Krauts vorsichtig sein.
Mutterkraut wirkt leicht blutverdünnend und kann Blutungszeiten verlängern, deshalb darf es nicht zusammen mit Antikoagulanzien eingenommen werden. Wegen der anregenden Wirkung auf die Gebärmutter darf es nicht in der Schwangerschaft genommen werden und ist auch während der Stillzeit nicht zu empfehlen.
Für einen Mutterkrauttee übergießt man einen gehäuften Teelöffel Kraut mit 250 ml kochendem Wasser und lässt den Tee für etwa 10 Minuten ziehen. Drei Tassen pro Tag werden zur Migräneprophylaxe empfohlen, bei Menstruationsbeschwerden eine Tasse am Morgen auf nüchternen Magen. Die Einnahme von Mutterkrauttee sollte über 3-6 Monate erfolgen und nicht plötzlich abgebrochen, sondern die Dosis langsam reduziert werden, damit die Symptome nicht sofort wiederkehren.
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