Weihrauch ist ein Harz, das aus den verschiedenen Weihrauchbäumen (Boswellia) gewonnen wird. Er ist seit Jahrtausenden Räuchermittel in kultischen Handlungen oder religiösen Zeremonien. Über 82 % der Weihrauchproduktion stammen aus Somalia. Weihrauchbäume stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und der Bestand geht rapide zurück.
Zur Gewinnung des Harzes wird die Rinde eines Baumes eingekerbt, aus der Verletzung tritt ein an der Luft erhärtendes Gummiharz aus. Die erste Harzernte weist nur eine geringe Qualität auf, die Harzstücke sind bräunlich und gelangten bis Mitte des 20. Jahrhunderts gar nicht erst in den Handel. Heute ist das anders, die verschiedenen Qualitäten werden oft gemischt. Besonders hochwertiges Weihrauchharz hat eine helle, fast weiße Farbe und ist deutlich teurer als minderwertigeres Harz.
Weihrauch besteht aus einem Gemisch aus ätherischen Ölen (5-12 %), Harzen (50-80 %), Schleim (bis zu 20 %) und Proteinen. Zu den Harzsäuren gehören die Boswelliasäuren, die einen entzündungshemmenden Effekt haben.
Bekannt ist Weihrauch bei uns durch den Gebrauch in der Kirche und als eines der Geschenke der Heiligen Drei Könige, diese brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Dies zeigt den hohen Wert des kostbaren Harzes, das nachweislich im arabischen Raum schon vor über 3.000 Jahren für Salben und zur Wundbehandlung verwendet wurde. Weihrauch war eine wichtige Handelsware und wurde über die gut bewachte Weihrauchstraße bis Damaskus und von dort aus nach ganz Europa transportiert.
In der indischen Ayurveda-Heilkunde wird Weihrauch bereits seit circa 5.000 Jahren gegen viele Beschwerden verwendet. Seit der Antike, über Hippokrates bis zu Hildegard von Bingen im Mittelalter, wurden Weihrauchharzpulver zur Behandlung eingesetzt, ohne erst nach den Ursachen der Wirkung zu fragen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Weihrauch immer seltener eingesetzt, hauptsächlich bei rheumatischen Erkrankungen. Erst hundert Jahre später begannen Untersuchungen zur Wirkungsweise von Präparaten aus Weihrauch. Der Schwerpunkt der Forschung liegt bei entzündlichen Erkrankungen und der Auswirkung auf Tumorzellen. Als Hauptwirkstoffe werden die im Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren angesehen. Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt.
Bosweliasäuren hemmen die ständige Bildung von Leukotrienen, die gerade bei chronischen Entzündungen wie Polyarthritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Asthma eine wichtige Rolle spielen. Boswelliasäuren verringern die Entzündungsreaktion, indem sie die Synthese von Prostaglandin E2 unterbinden, das für die Vermittlung der Immunantwort zuständig ist. Boswelliasäuren hemmen das für dessen Synthese zuständige Enzym. Dabei zeigen Extrakte aus dem Harz der Arten Boswellia papyrifera und Boswellia carterii eine hohe Wirksamkeit.
Wenn Weihrauch bei entzündlichen Prozessen wirksam eingesetzt werden kann, sollte er auch bei Multipler Sklerose helfen können. 2014 wurde am Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-Forschung (INIMS) in Hamburg ein Weihrauchextrakt an Patienten mit schubförmiger MS getestet. Das Ergebnis war eindeutig, die Entzündungsaktivität ging zurück, die Nervenverletzungen verminderten sich um rund 60 Prozent und die Anzahl der Schübe pro Jahr sank deutlich.
Ebenso positive Ergebnisse zeigte eine 2017 im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) durchgeführte Studie. Anzahl und Größe der Entzündungsherde wurden signifikant reduziert, die Schübe gingen zurück und der Verlust an Gehirnsubstanz (Hirnatrophie) war geringer als erwartet. Die Anzahl der CD8 T-Zellen, die den Entzündungsbotenstoff Interleukin-17A produzieren, war stark gesunken, die Zahl der regulatorischen CD4 T-Zellen hingegen erhöht. Dies sind Immunzellen, welche die Aktivierung des Immunsystems unterdrücken und es regulieren.
Nur der indische Weihrauch ist als pflanzlicher Arzneistoff im europäischen Arzneibuch beschrieben, es gibt in der EU keine zugelassenen Fertigarzneimittel, aber homöopathische Zubereitungen. Apotheken dürfen in Deutschland auf Verordnung oder Kundenwunsch Weihrauchkapseln aus indischem Weihrauch herstellen. Kapselpräparate mit Extrakt aus indischem Weihrauch werden teilweise als Arzneimittel eingestuft. Von unkontrollierter Selbstmedikation mit Weihrauch wird abgeraten.
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