Entnahme Rückenmarksflüssigkeit
Die Entnahme der Rückenmarksflüssigkeit wird als Spinalpunktion oder Lumbalpunktion durchgeführt. Dabei wird im Bereich der Lendenwirbel eine feine Hohlnadel in den Rückenmarkskanal gestochen und durch diese tropft eine kleine Menge Rückenmarksflüssigkeit heraus. Diese normalerweise wasserklare Flüssigkeit wird auch Nerven- oder Gehirnwasser oder Liquor genannt und umspült und schützt Gehirn und Rückenmark vor Erschütterungen. Über den Liquor lassen sich deshalb krankhafte Veränderungen im Gehirngewebe erkennen. Ist der Liquor nicht klar, liegt deutlich erkennbar ein Problem vor.
Einige Erkrankungen sowie altersbedingte Abbauprozesse im zentralen Nervensystem verursachen eine Veränderung des Nervenwassers, nicht aber des Blutes, weshalb bei Verdacht auf Krankheiten wie Multiple Sklerose, Demenzerkrankung, Enzephalitis, Hirnblutung oder Blutkrebs eine Liquoranalyse zu Diagnosezwecken erfolgt, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen. Die Liquoranalyse ermöglicht unter anderem, bakterielle oder virusbedingte Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhaut nachzuweisen und zu differenzieren. Die Veränderungen betreffen Eiweiß- und Zuckergehalt, Bakterien, Blut und die Anzahl der weißen Blutkörperchen oder der Antikörper.
Bei einer Multiplen Sklerose findet sich bei den meisten PatientInnen im Liquor ein typisches Muster von Antikörpern, also Eiweißmolekülen, die vom Immunsystem gebildet werden, sowie eine erhöhte Zahl an weißen Blutkörperchen. Das Muster wird als oligoklonale Bande bezeichnet. Oligoklonale Banden im Liquor sprechen für eine Entzündung, die ihren Ausgangspunkt im zentralen Nervensystem hat. Leider lässt sich nicht erkennen, um welche entzündliche Krankheit des ZNS es sich genau handelt. Die Lumbalpunktion wird bei MS normalerweise nur im Anfangsstadium zur Unterstützung der Diagnose durchgeführt und ist im späteren Verlauf nicht üblich.
Vor der Durchführung einer Punktion müssen ein erhöhter Hirndruck oder starke Blutungsneigung, zum Beispiel aufgrund der Einnahme von Gerinnungshemmern, ausgeschlossen werden, des weiteren darf die Einstichstelle nicht entzündet sein. Bei Patienten, die unter Anfallserkrankungen wie Epilepsie oder Migräne leiden, kann durch die Lumbalpunktion ein Anfall ausgelöst werden. Durch den Einstich können möglicherweise Nerven im Wirbelkanal beschädigt werden und dadurch verursacht vorübergehende Nervenausfälle mit Taubheitsgefühlen oder Lähmungen hervorgerufen werden.
Eine Lumbalpunktion dauert ungefähr eine Viertelstunde. Die Einstichstelle liegt zwischen den mittleren oder unteren Lendenwirbeln, weil hier kein Rückenmark mehr im Wirbelkanal vorhanden ist und deshalb auch nicht verletzt werden kann. Nach der Entnahme des Liquors wird die kleine Wunde verschlossen und danach muss man mindestens eine Stunde liegen bleiben, während die Ärzte kontrollieren, ob alles in Ordnung ist. Normalerweise bleibt man nach einer Punktion bis zu vier Stunden in der Klinik oder Praxis, danach müssen die PatientInnen weiter bis zu 24 Stunden liegen, um ein ungewolltes Austreten weiteren Nervenwassers zu vermeiden. Der Verlust von Nervenwasser kann im Gehirn Unterdruck erzeugen, der vorübergehende starke Kopfschmerzen verursachen kann. Es ist wichtig, nach der Punktion ausreichend Wasser zu trinken, damit der Körper schneller neues Nervenwasser bilden kann. Dadurch lassen sich Kopfschmerzen häufig vermindern.
Nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Übelkeit, ein hoher Puls oder niedriger Blutdruck gehören zum postpunktuellen Syndrom, das mehrere Stunden oder auch Tage nach der Punktion auftreten kann. Sehr selten können auch Entzündungen, Blutungen oder andere Komplikationen auftreten, die dann in einer Klinik behandelt werden müssen. Deshalb müssen die Patienten rechtzeitig über die Risiken der Lumbalpunktion aufgeklärt werden.
Hinweise zur Entnahme
Mit der Rückenmuskulatur gegen die Nadel drücken, sodass die Nervenfasern zur Seite gedrückt werden der Abfluss der Flüssigkeit beschleunigt wird.
Gesundheitliche Hinweise
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